„Man muss lernen, das auszuhalten"
Judith Köhler, Einrichtungsleiterin des Caritas SeniorenZentrums St. Barbarahöhe Auersmacher, will sensibel machen für die Bedürfnisse der letzten Lebensphase
„Einer meiner Aufträge ist es, Palliative Care auf der Barbarahöhe zu implementieren und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Umgang mit Schwerstkranken und Sterbenden zu schulen", sagt Judith Köhler, Einrichtungsleiterin im Caritas SeniorenZentrum St. Barbarahöhe. „Der Praxisbezug ist mir in meiner täglichen Arbeit ganz besonders wichtig, deshalb habe ich auch schon in den ersten Tagen meiner Tätigkeit ganz bewusst bereits den persönlichen Kontakt zu verschiedenen Bewohnerinnen und Bewohnern gesucht."
Judith Köhler ist 47 Jahre alt und Fachkrankenschwester für Onkologie, Schmerz und Palliativmedizin. Seit 1991 hat sie Erfahrungen im Umgang mit Schwerstkranken und Sterbenden gesammelt und zahlreiche Fort-und Weiterbildungen im Bereich Palliative Care absolviert. Judith Köhler arbeitet bereits seit 2005 für die cts, die das Caritas Seniorenzentrum St. Barbarahöhe trägt. Begonnen hat sie in der Funktion als Stationsleitung beim Caritasklinikum Saarbrücken und zuletzt als Referatsleitung im Fort- und Weiterbildungsbereich Schulzentrum St. Hildegard.
„Im Gegensatz zu meiner Arbeit auf der Palliativstation eines Krankenhauses ist es in einem SeniorenHaus schwieriger, den richtigen Zeitpunkt zu finden, das Sterben eines Bewohners zuzulassen. Die Pflegenden hier haben einen viel engeren Bezug zu den Bewohnern. Tod und Sterben sind eben nicht nur bei den Angehörigen oft mit Angst besetzt, sondern auch beim Pflegepersonal – man muss richtig lernen, das auszuhalten." Aus diesem Grund möchte Judith Köhler ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach und nach im Umgang damit schulen und fortbilden – die erste Fortbildung auf der St. Barbarahöhe startet Mitte Mai.
Ebenso wichtig ist es, sagt Judith Köhler, die Sprachlosigkeit im Vorfeld aufzulösen. „Es ist sehr wichtig, mit dem Bewohner zu besprechen, was er sich für sein Lebensende wünscht, so lange er noch ansprechbar ist. Zwar haben viele inzwischen eine Patientenverfügung, aber oft ist es so, dass die zu irgendeinem Zeitpunkt verfasst und dann nicht mehr überprüft wird, ob sie noch aktuell ist. Ein weiteres Problem sind auch schwammige Formulierungen. Für das Pflegepersonal ist es essentiell wichtig zu wissen, was genau der Bewohner zum Beispiel unter lebensverlängernden Maßnahmen versteht: eine Beatmung? Eine PEG-Sonde zur künstlichen Ernährung?" Auf all diese Fragen versucht Judith Köhler nach und nach konkrete Antworten zu finden und fasst diese in einer so genannten „Notfallvorausplanung" zusammen. „Das hilft dem Pflegepersonal ungemein, im Fall der Fälle schnell im Sinne des Bewohners und der Angehörigen handeln zu können."
Ein wichtiger Teil des palliativen Konzeptes ist natürlich auch die Zusammenarbeit mit den Hausärzten, denn diese entscheiden oft in kritischen Situationen, ob der Bewohner ins Krankenhaus verlegt wird oder nicht, sagt Judith Köhler. „Alles in allem geht es darum, alle Beteiligten im Umgang mit dem Tod zu sensibilisieren und sie so gut wie möglich darauf vorzubereiten, seien es die Bewohner selbst, die Angehörigen, die Hausärzte oder die Mitarbeitenden – und gerade letztere sind ausgesprochen interessiert und aufmerksam. Das ist die große und anspruchsvolle Aufgabe, die ich hier auf der Barbarahöhe angehe."
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