Auersmacher. Seinen Notfall-Melder trägt Jürgen Zapp immer bei sich. Er ist stets auf Abruf, wenn in der Gemeinde Großrosseln ein Feuer ausbricht oder eine Gefahrenlage herrscht. Denn Jürgen Zapp, seit fünf Jahren Einrichtungsleiter im Caritas SeniorenZentrum St. Barbarahöhe, ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Sein Credo im Notfall: „Wenn ich keine unaufschiebbaren Termine habe, fahre ich sofort los.“
„Ungewöhnlich“ könnte man die Biografie von Jürgen Zapp nennen. Oder auch „konsequent“. Elektromechaniker, Theologe, Seelsorger, Feuerwehrmann, Gesundheitsfachwirt, Leiter eines SeniorenHauses – mit 48 Jahren hat der gebürtige Friedrichweiler (Gemeinde Wadgassen) schon mehrere Leben gelebt, wie er selbst über sich sagt. Dabei hat er sich stets logisch weiter entwickelt und auf sein Herz und sein Bauchgefühl gehört.
Als studierter Theologe hatte Jürgen Zapp schon immer mit Seelsorge und Beistand zu tun. Als er dann einen Notfallseelsorger sah, der mit seiner lila Weste einen Ruhepol in einer völlig chaotischen Situation setzen konnte, war er tief beeindruckt und machte selbst die Fortbildung beim Fachdienst für Psychosoziale Notfallversorgung im Saarland. Bereits in den ersten beiden Jahren kam er auf fast 50 Einsätze: „Als Seelsorger wird man immer dann gerufen, wenn Menschen akut zu betreuen sind, zum Beispiel, wenn jemand plötzlich gestorben ist oder nach einem schweren Unfall. Wir bleiben dann so lange, bis das soziale Netz greift.“ Auch Zapps Lebenspartnerin ist Notfallseelsorgerin. Meistens sind die beiden als Team unterwegs. „So können wir für beide Geschlechter Ansprechpartner sein und uns bei Bedarf aufteilen.“
Doch nicht nur Angehörige, auch Einsatzkräfte wie Feuerwehrleute, Rettungsdienstmitarbeiter und Polizisten haben mitunter einiges zu verarbeiten. Sie sehen Menschen sterben oder Existenzen in Flammen aufgehen. Sowohl präventiv als auch nach Einsätzen ist Jürgen Zapp in seiner Tätigkeit als Seelsorger für Feuerwehrleute zur Stelle. „Ich hatte damals zum Wehrführer gesagt: Wenn ich euch im Rahmen eines Einsatzes unterstütze, dann brauche ich auch eine persönliche Schutzkleidung“, erinnert sich Zapp zurück. „Worauf der Wehrführer entgegnete: Eigentlich bist du ja im besten Alter, wieso machst Du nicht gleich die Ausbildung zum Feuerwehrmann?“
Gesagt, getan. Zehn Jahre ist das jetzt her. In Zapps Löschbezirk in der Gemeinde Großrosseln gibt es jährlich rund 30 Brandeinsätze und 15 Hilfeleistungen. „Das heißt, wir sind im Durchschnitt fast jede Woche im Einsatz. Vom Mülleimerbrand bis hin zum Wohnhausbrand, vom Wasserschaden bis zum Verkehrsunfall ist alles dabei.“ Bei rund der Hälfte ist Jürgen Zapp mit vor Ort. „Man muss nicht immer als erster am Einsatzort sein, wenn es mal beruflich nicht geht. Gerade ein größerer Brand ist nicht in zwei Stunden wieder erledigt. Die Nachlöscharbeiten dauern mitunter lange an und dann ist es gut, wenn nach ein paar Stunden eine Ablösung kommt.“
Angst hat er dabei keine. Aber jede Menge Respekt. „Man weiß vorher nie genau, was einen in einem unbekannten Gebäude erwartet. Deswegen gehen wir auch immer zu zweit rein. Wir verlassen uns zu 100 Prozent aufeinander.“ Und damit im Ernstfall auch alles reibungslos klappt, wird jede Woche geübt: Leitern aufstellen, Pumpen bedienen, Autos aufschneiden. Aber auch die Theorie gehört dazu.
Als Leiter eines SeniorenHauses mit rund 100 Bewohnern legt Jürgen Zapp einen zusätzlichen Schwerpunkt auf Prävention. Er führt regelmäßige Schulungen mit seinen Mitarbeitern durch, zum Beispiel zur Evakuierung von Bewohnern mit körperlichen Einschränkungen. Die Mitarbeiter werden zudem im Umgang mit den Rettungstüchern ausgebildet, mit denen alle Betten ausgestattet sind. „Wir arbeiten dabei eng mit der Feuerwehr zusammen, aber die Pflegekräfte sind schließlich im Falle eines Notfalls die ersten im Zimmer“, weiß Zapp.
Seine Tätigkeit als Seelsorger und Feuerwehrmann hat Jürgen Zapp vorsichtiger werden lassen: „Bei meinen Einsätzen wird mir immer wieder bewusst, wie viele Menschen vom Schicksal überrascht werden und Dinge nicht geklärt haben. Deswegen habe ich vorgesorgt und alles geregelt.“
Ein großer Traum des 48-Jährigen wäre es, irgendwann den LKW-Führerschein zu machen. „Ich bin auf einem Bauernhof groß geworden und von klein auf gewohnt, mit Traktoren und Mähdreschern umzugehen. Irgendwann erfülle ich mir diesen Traum.“
Text: Nele Scharfenberg
Fotos: Andreas Woll
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