Wie ich den Ausflugs-Tag erlebte.
von Helmut Kolodziej
Als ich das Faltblatt des Förderverein für das Caritas-Seniorenzentrum Auersmacher (FCA) in meinem Briefkasten fand, war ich sofort davon angetan: eine Fahrt nach Straßburg für den unschlagbaren Preis von 10 Euro!!! Kein Wunder, dass am Reisetag noch zehn oder elf weitere Bewohner der St.-Barbarahöhe an der Bushaltestelle standen.
Dann stiegen einige Senioren in Auersmacher und zwei Dutzend Vereins-Freunde in Saargemünd dazu. Mit gut vierzig Personen im Rücken steuerte Monika Thirya gewohnt zuverlässig den Bus auf die Autobahn. Nach kurzer Fahrt gab es den ersten, sehr erfreulichen Aufenthalt:
Es waren – wieder einmal – die mitgefahrenen Damen vom „Cafe Schwätzje“, die flink den Tisch im Schatten des Busses aufstellten und ein uriges, handfestes Frühstück zum Sattwerden anboten, das, wie wir später merkten, lange vorhalten musste.
Wir erreichten dann schnell das „krumme Elsass“, den nördlichen Zipfel des Landes. Das Elsass ist etwa viermal so groß wie das Saarland; fruchtbar, mit gepflegten Weinbergen an den Vogesenhängen und großen Hopfen- und Gemüsefeldern in der Rheinebene. Eine abwechslungsreiche Landschaft, mit vielen Naturparks und hübschen Städtchen.
Das alles erfuhren wir während der Fahrt von Marcel Halb aus Saargemünd, der immer wieder mal von der Mundharmonika-Künsten Rudi Pfeiffers und dem begleitenden Singen und Summen der Ausflügler unterbrochen wurde: Die Stimmung war gut!!
Die Vogesen lagen hinter uns, da tauchte – ziemlich überraschend – in der Ferne der einsame, stolze Turm des Straßburger Münsters auf, umgeben von einem Meer von kleinen Häuschen, die sich wie schützend und Schutz suchend um die Kirche Scharten.
Es dauerte noch eine Weile bis wir in der Stadt waren. Dort stieg eine Frankreich-Selige, aber hervorragend Deutsch sprechende Touristik-Begleiterin in den Bus, die unglaublich viel über die Stadt zu erzählen wusste: Hauptstadt der Region Elsass, rund 300.000 Einwohner, an III und Rhein gelegen, Sitz von Europa-Rat, Europäische Parlament, Europäische Gerichtshof für Menschenrechte; mehr als 2000 Jahre alt, über viele Jahrhunderte „die“ blühende Freie Deutsche Reichsstadt, von Frankreich mitten im Frieden besetzt, dann unter wechselnden Herrschaften und jetzt – zufrieden – französisch und europäisch.
Leider war der Bus für diese Art von Stadtbesichtigung nicht besonders geeignet, ich konnte die Gebäude immer nur im Format eines Bus-Fensters sehen. Manchmal schaute ich neidisch auf die kleinen, voll verglasten Touristikwägelchen, die durch die Stadt fuhren.
Doch die Zeit drängte, wir mussten aussteigen, aus dem schönen klimatisierten Bus in eine sengende Mittagshitze. Das Thermometer hatte inzwischen leichtfüssig die Marke von 38 Grad erreicht. So ging es eiligst quer durch die Altstadt zum Münster, das um 12:30 Uhr geschlossen wurde. Wir trafen mit hängender Zunge fünf Minuten vor Torschluss ein – und eine wunderbare Kühle und Ruhe empfing uns, die wir leider nicht lange genießen durften.
Immerhin konnten wir die Fenster mit den Bildern der Deutschen Kaiser, den Engelspfeiler mit den Skulpturen des Jüngsten Gerichts und die astronomische Uhr am Südportal mit dem Spiel der Holzfiguren sehen: Täglich um 12:30 Uhr ziehen die 12 Apostel an Christus vorbei, der Hahn kräht dreimal und flattert dann aufgeregt mit den Flügeln.
Dummerweise hatten wir die Uhr, was eigentlich zu ihren Künsten gehört, keine Sonnenfinsternis angezeigt! Also in der Hitze zurück zum Bus. Diesmal kam uns die Altstadt mit all ihren Fachwerkhäuschen, den Gässchen und den Boutiquen etwas näher und ich konnte sogar von einer kleinen Brücke aus dem fließenden, kühlen Wasser der III nachträumen.
Der Bus war inzwischen wirklich klimatisiert, etwa auf Backofen-Temperatur von 60 Grad! Ich erinnere mich: Kühlung nur, wenn Motor läuft! Da stellt sich dann die Frage, ob solche Reisen nicht besser in einer kühleren Jahreszeit durchgeführt werden sollten.
Wie auch immer: Wir fuhren in Richtung Europa-Parlament. Mein Eindruck aus der Ferne: ein überdimensionierter Gasometer – so hießen früher die Behälter für städtisches Leuchtgas. Na ja, so was ähnliches ist es ja auch. Hier aber aus Edelstahl, Marmor, Glas, klimatisiert, ein riesiger Sitzungssaal mit fast 800 Plätzen, alle mit modernster Elektronik ausgestattet, Übersetzer für 27 Sprachen, 800 feste, 1000 freie Mitarbeiter, Verwaltungskosten von 54 Milliarden Euro – und alles dreimal – (Straßburg, Luxemburg, Brüssel) – da bin ich dann doch ins Grübeln geraten: ist das unser Europa??
Wir wurden von der saarländischen Europa-Abgeordneten Doris Pack erwartet, die uns darüber informierte, dass das Europäische Parlament die einzige Institution der EU sei, die in allen Wahlen gewählt wird; hier werden die Angelegenheiten entschieden, die alle 27 Mitgliedsstaaten betreffen. In der kurzen Diskussion forderte Frau Pack besonders, dass in den Schulen mehr Französisch gelernt werden müsse. Es gehe schließlich um Europa! – Nun ja, noch ist Europa nicht verloren, wenn so kräftig geworben wird...
Endlich – das wohlverdiente „Mittagessen“, es war inzwischen 16 Uhr geworden. Zunächst war nicht klar, ob das Restaurant noch geöffnet hatte; doch dann konnten wir im Pont Saint Martin sehr gut elsässisch essen und trinken. Ganz nebenbei wurde dabei auch „ausgespießt“, dass die zeitlichen Abläufe nicht derart aus dem Ruder laufen dürfen, sondern besser geplant werden müssten.
Gegen 18 Uhr ging es nach Hause. Der Bus war angenehm temperiert, jeder döste ermattet vor sich hin, es war nichts zu hören. Monika, unsere Fahrerin, hatte erkannt, dass wir alten Menschen – das sind nun einmal „Senioren“ – ziemlich „geschlaucht“ waren; sie verabschiedete sich mit einer kleinen Ansprache: „Ihr seid auf der Rückfahrt so still gewesen, eine richtig „gute“ Unterhaltung; das hat mir gezeigt, dass ihr Euch meinen Fahrkünsten ohne Bedenken anvertraut habt – dafür danke ich Euch. Tschüss!!!“
Mir hat Straßburg sehr gut gefallen; die Stadt verdient es, (nach guter Vorbereitung!), mit dem Boot oder zu Fuss (ohne „Gewaltmärsche“) näher erkundet zu werden...